Paddeltraining für Kinder – 01

Hallo Zusammen,
hier ein paar Grundlegende Gedanken zum “Training” oder der “Paddelschule” für Kinder. Wobei der Fokus hier bei jüngeren Kindern (ab 5 Jahre) aus der eigenen Familie liegt.

Nach einigen Stunden Suche im Internet in Deutsch und in Englisch habe ich festgestellt, dass es offensichtlich kaum etwas im Netz gibt, dass das Paddeln für und mit Kindern aus der Sicht des “Lehrers” beschreibt. Das einzige, was ich gefunden habe, war ein Portrait über McKinley Rodriguez, die das Paddlen von ihren Eltern gelernt hat. Ihr Vater – Marcel Rodriguez – hat mir viele Inputs geliefert und viele Informationen auf seiner Homepage zusammengetragen.
Mir selber fehlen die “Trainer-Skills” in Sachen Paddeln, wie sie zum Beispiel durch den DKV oder die BCU oder die SAU vermittelt werden. Andererseits habe ich einige Erfahrungen im Boot und kann meiner Meinung nach ganz leidlich Paddeln. Also was tun?  Am liebsten würde ich die BCU *-Level Coaches absolvieren.

Das beisst sich aber mit meiner Zeit und meinem Job.

Im Job habe ich – genau wie meine Frau auch – jedoch viel Erfahrung darin, Erwachsenen ein komplexes Thema zu vermitteln.  Um meiner Tochter nun das Paddeln beizubringen, werde ich hier, parallel zum Paddeln mit ihr, mir die Gedanken machen, wie man das bewerkstelligen kann und dokumentieren, was bei uns “gut geht” und was “gar nicht geht”.

Wichtig erscheinen mir die folgenden Punkte:

  • Kajakfahren ist Spass – also kein Zwang durch die Eltern
  • Kajakfahren ist ein Spiel – also Abwechslung von “Technik-Training”, “Strecke-Paddeln” und “Spielen”.
  • Kajakfahren macht Müde, Kalt und Hungrig – gegen alles muss was dabei sein
  • Kajakfahren im Kindertempo – Mal kann ein Kind lange an einer Sache arbeiten, mal nicht. Ich muss also bereit sein auch für 30 Minuten ans Wasser zu fahren.
  • Kajakfahren fordert – Wie andere Dinge auch wird das Kind durch das Kajak gefordert und überfordert. Der Lohn für das Meistern der Angst und Grenzen ist ein starkes Selbstbewusstsein
  • Kajakfahren ist gefährlich – Wasser ist nass und tief. Wer nicht aus dem Boot klettern kann braucht Hilfe. Die Schwimmweste oder PFD ist PFLICHT!

Ferner denke ich, dass es wichtig ist, sich selbst über die eigene Motivation und die Motive für das Kajakfahren mit Kindern klar zu werden. Was ist das Ziel? Und was ist die Ausgangslage? Zwischen diesen beiden Punkten liegt unter Umständen ein langer Weg.

Es gibt vielleicht “Extreme”:

  • Erwachsene wie Kinder sind Anfänger und die Erwachsenen möchten einen Traum verwirklichen.
  • Dem gegenüber steht die Familie, wo Teile schon lange Paddeln (Erfahrungen) und die Kinder von Klein an damit Aufwachsen, das gepaddelt wird.

Zielsetzung:

Ist das Ziel eine gemeinsame Familien Aktivität? Outdoor-Urlaub? Förderung des Kindlichen Selbstbewusstseins und der Körperlichen Fähigkeiten? Vorbereitung auf den Leistungssport? Unter Umständen findet das Kind einen anderen Sport besser oder “es harkt ein” und wird passionierter Paddler.

Egal was das Ziel ist, es sollte meiner Ansicht nach “Machbar” begonnen werden (Mieten ist ggf. besser als Kaufen), es muss “Sicher” begonnen werden (nie ohne Schwimmweste oder PFD) und es sollte “Klein” begonnen werden (kein Mehrtages Ausflug).

Die Personen, die die Kinder “Ausbilden”,  sollten sich über Ihre eigenen Limitationen (Geduld, Ruhe, Geld, …) und Qualifikationen (Fähigkeiten im Boot und als “Leherer”) im Klaren sein und parallel an diesen Arbeiten.

Methode:

MITTA

Keine Ahnung, woher ich die Abkürzung habe. Die Grafik oben habe ich aber selber gemacht und nirgendwo kopiert… . Das muss auch noch etwas besser Ausgeführt werden… .

Ausrüstung für das Kind:

  • Ein passendes Boot
    Nichts ist frustrierender als wenn das Boot nicht zum Paddler passt. Gut gemeinte Bootsbreite macht es schwer für das Kind, das Paddel richtig ins Wasser zu bekommen. Ein Sitz, der nicht passt (zu gross ist) vermittelt keine Gefühl und wenn die Füsse keinen Halt finden, kann man nicht ausgleichen.
  • Ein passendes Paddel
    Das Paddel sollte in Bezug auf die Blattfläche, den Schaftdurchmesser, die Schränkung (Winkel versellbar) und das Gewicht zu den Proportionen des Kindes passen. Es wird am Anfang wahrscheinliche “zu lang” sein aber zwischen “etwas zu lang” und “viel zu lang” besteht ein Unterschied… .
  • Eine passende Schwimmweste
    Westen sind unbequem und warm und für Kinder gibt es erst ab einer bestimmten Grösse ein PFD. Ergo sollte man bei Kauf darauf achten, dass es “so gut wie möglich” passt. Vor allem im Sitzen.
  • Bekleidung:
    Das ist das grösste Problem. Kinder wachsen schnell und z.B. ein Trockenanzug lohnt sich erst, wenn das Kind sehr oft und faktisch bei jedem Wetter paddelt. Ein Neoprenanzug (2-3mm) auf dem Surfbereich (für Boogie-Boards) und ein Fleece mit Windstopper sind auf jeden Fall notwendig. Der Neo verlängert die Möglichkeit im Sommer “nass” im Boot zu sein und der Fleece hält warm. An die Füsse kommen Neopren-Socken oder Neopren-Schlappen. Für Inputs hinsichtlich Kleidern wäre ich dankbar. Bis zu einem gewissen Alter und “Skill-Level” wird ohne Spritzdecke gefahren. Wie alt das “gewisse Alter” ist – keine Ahnung.

Auf das Boot und auf das Paddel habe ich frei nach Gordon Brown (DVD, BCU Trainer) links und rechts rote und grüne Aufkleber angebracht. Das erleichtert die Kommunikation zwischen Trainer (Papa) und Paddler (Kind)  ungemein. Rot=Links=Backbord – Grün=Rechts=Steuerbord. Kinder malen mit 5 Jahren schon sehr lange und kennen Farben weit besser als Links und Rechts. Also vereinfacht sich die Sache, wenn Kinder wissen, wovon man redet (Statt “RECHTS” zu rufen einfach sagen “Auf der Grünen Seite….”). Das funktioniert auch unter Stress gut, wenn sich der Zögling mal zwischen ein paar Ruderboote verheddert hat und wieder heraus gesprochen werden muss… .

Ausrüstung für den Erwachsenen:

  • Ein passendes Boot
    Wenn für das Kind ein gut passendes Boot wichtig ist, gilt das selbe hier für den Lehrer um so mehr. Nur wenn ich das Boot gut beherrsche, kann ich dem Kind eine Bewegung sauber vormachen. Das Boot sollte zusätzlich mit einer Schleppeinrichtung ausgestattet werden, die es erlaubt, das Kinderboot abzuschleppen. Siehe dazu auch den Artikel hier (Link fehlt noch).
  • Paddel:
    Das Paddel sollte passen. Es ist egal ob es ein High-End Paddel aus Kohlefaser ist oder ein normales Touren Paddel. Wichtig ist, dass es die selben Markierungen hat, wie das Kinderpaddel. Wenn alle Kinder auch nur halb so viel durch das Abschauen lernen wie unsere Tochter, dann frage ich mich, wie das in der Schule funktioniert – aber das ist ein anderes Thema… .
  • Schwimmweste oder PFD:
    Ich bin kein Fan von Aufblasbaren Westen. Eine gute Paddelweste (PFD) ist meiner Ansicht nach besser. Sie sollte hinten einen Ankerpunkt zu Abschleppen haben, der mit einer Panik-Schnalle gelöst werden kann. Das Kind wird es besser akzeptieren, immer eine Weste zu tragen, wenn ich das auch so mache.
  • Bekleidung:
    Zu Anfang wird man nicht im Boot sitzen sondern im Wasser stehen. Aus meiner Sicht ist ein Trockenanzug für den Lehrenden unabdingbar. Nur so kann ich über 1 oder 2 Stunden im Hüft-Tiefen Wasser stehen oder auch mal ein paar Züge schwimmen. Fleece Unterwäsche ist hiflreich. Danach die “normale” Paddelbekleidung. Ich fahre mit den Kindern keine Spritzdecke. 18 Grad Wassertemperatur und 2 Stunden stehen sind echt kalt!

Anzahl der Paddler (Lehrer versus Schüler):

Am besten sollte es sein, die Anzahl der Kinder recht klein zu halten. Wobei nicht unbedingt 1:1 das Beste ist. Es kann sein, dass der Spass-Faktor mit Freunden motivierender wirkt, als der “Einzelunterricht”. Ich “muss” mit meinen beiden Töchtern paddeln. Das heisst, die Grosse sitzt im eigenen Boot und die Kleine sitzt bei mir im Boot. Entsprechend kann es sein, dass der Kleinen irgendwann Langweilig ist. Also muss man hier eine Balance finden. Im Moment (Sommer) sieht es so aus, dass die Kleine neben mir im Wasser floated und “Amphibisch” unterwegs ist. Mal im Wasser mal draussen.

Soweiter erstmal für den Moment… .

Gruss,
Axel